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Das Projekt

Zeitzeugeninterviews zu Hafterfahrungen im „Gelben Elend“ in Bautzen von 1945 bis 1956

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Siegen wurden bereits von 2013 bis 2015 zahlreiche lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen politischen Häftlingen in Bautzen zwischen 1945 und 1956 geführt und auf Video aufgezeichnet. Der Schwerpunkt dieser Interviews lag auf dem Leben und Wirken des Pfarrers und Gefängnisseelsorgers Hans-Joachim Mund. Die Zeitzeugen wurden aber auch zu vielen weiteren Themen wie der Situation in Deutschland unmittelbar nach dem Kriegsende, den Umständen der Verhaftung und Verurteilung, den Haftbedingungen in Bautzen, der Übernahme der Haftanstalt durch die Deutschen u.v.m. befragt.  

Das im Rahmen dieses Forschungsprojekts entstandene Interviewmaterial im Umfang von 35 Stunden steht  im Archiv der Bundesstiftung für Aufarbeitung der SED-Diktatur vorwiegend für Wissenschaftler zur Verfügung. Aufgrund des außerordentlichen Umfangs sind die Interviews aber nicht für den Einsatz in Schulen, Bildungseinrichtungen o.ä. geeignet.

Deshalb wurde in einer Kooperation zwischen dem Bautzen-Komitee e.V. und Eulefilm dieser umfangreiche Erinnerungsschatz für Schülerinnen und Schüler, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit weiter aufbereitet. Auch wurden zusätzliche, bisher unveröffentlichte Interviews und das Thema „Mütter und Kinder im Gelben Elend zwischen 1945 und 1956“ ergänzt - ebenso Bilder und Zeichnungen des Künstlers Wilhelm Sprick, der selbst Häftling in Bautzen war.

Aus den aufgezeichneten Interviews mit 25 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen entstand - gefördert vom sächsischen Landtag und mit freundlicher Unterstützung durch Frau Prof. Dr. Veronika Albrecht-Birkner, Universität Siegen und der Bundesstiftung für Aufarbeitung der SED-Diktatur - diese DVD-ROM. Sie lässt die Vergangenheit plastisch und nachempfindbar werden und hebt die unterschiedlichen Persönlichkeiten eindrücklich hervor.


Weitere Exemplare der DVD können gerne hier gegen eine Schutzgebühr bestellt werden.

Oral History

Oral History ist eine Methode der Geschichtswissenschaft. Unter Oral History versteht man Geschichte, die mündlich überliefert wird. Historiker und Historikerinnen befragen dazu Menschen zu ihrem persönlichen Erleben von geschichtlich interessanten Situationen. Sie lassen die Interviewpartner möglichst frei von ihren Erinnerungen erzählen, ohne sie zu sehr durch starkes Nachfragen oder Leiten des Gespräches zu beeinflussen.

Die Interviews werden mit diesen Zeugen der Geschichte zumeist im Audioformat festgehalten, in einigen Fällen kommt auch eine Kamera zum Einsatz. Kamerainterviews dokumentieren die Erfahrungen dieser Zeitzeugen und Zeitzeuginnen besonders eindrucksvoll, da hier das gesprochene Wort durch Gestik und Mimik unterstützt wird - ein Effekt, der den Zuschauerinnen und Zuschauern auch dann noch Informationen vermittelt, wenn dem Zeitzeugen oder der Zeitzeugin die Worte versagen. Oral History ermöglicht es, die persönlich erlebte Geschichte einzelner Personen zu erhalten und diese für zukünftige Generationen abrufbar zu machen. 

Die Methode der Oral History ist aber auch umstritten. Wir alle wissen, dass uns das Gedächtnis ab und an einen Streich spielt. Menschen erinnern das gleiche Ereignis unterschiedlich, einige Details werden vergessen, andere hinzugefügt. Die eigene Erinnerung wird mit der anderer Personen verwoben, Fotos von Geschehnissen, bei denen man selbst nicht anwesend war, werden vom Gedächtnis zum Selbsterlebten transformiert. Für den Zeitzeugen oder die Zeitzeugin sind diese komplexen – bis heute noch nicht gänzlich erforschten – Vorgänge im Gedächtnis nicht erkennbar. Sie berichten aus ihrer Perspektive wahrheitsgemäß. Ab und an, auch das muss gesagt sein, werden Ereignisse durchaus mit Absicht verfälscht. Sei es, weil man etwas zu verbergen hat oder weil die Erinnerung zu schmerzlich ist.

Trotz dieser Schwächen bleibt Oral History eine wertvolle Quelle für die Geschichtswissenschaft. Sie hilft, Dinge zu erforschen und zu verstehen, die in den schriftlichen Quellen keinen Niederschlag gefunden haben.

Adresse

Bautzen-Komitee e.V.
Weigangstraße 8a
02625 Bautzen

Kontakt

Email: buero@bautzen-komitee.de
Telefon: 03591/42521
Web: www.bautzen-komitee.de